Die Varusschlacht

Varusschlacht-Schachbrett mit Hermann-Figuren

Die Varusschlacht als Schachspiel. Das  ist eigentlich zu naheliegend und oft genutzt
als das man es als Installation verwenden könnte. Und doch: Die Inhalte dieser Installation können so vielfältig sein das ich nur einige im Folgenden auflisten möchte. Denn fängt man erst an zu interpretieren, ist ein Abend mit Ideen und viel Philosophie schnell vorbei…

Schwarz oder Weiß

Im Krieg weiß man nie wer der Gute und wer der Böse ist. Oft endscheiden nur der Ausgang einer Schlacht darüber und nicht die ethischen Motive die zum Einsatz von Gewalt führten.

Was gut oder richtig ist, hängt stark von den gesellschaftlichen Idealen ab die „gerade“ gültig sind. Was früher legitime Politik war, kann heute als Imperialismus abgelehnt werden.

Wer ist denn im Konflikt der Weiße (Gute) und wer der Schwarze (Böse) . Drehen Sie das Schachbrett doch während des „Spiels“ einfach einmal um. Plötzlich ist Weiß … Schwarz.

Das Beispiel: Wer war in der Varusschlacht der Gute?

Kunstprojekt: Stahlhermänner als VarusschlachtDer Freiheitskämpfer Arminius und seine Befreiungsarmee, die die Besatzer und Unterdrücker zurück drängen wollten. Oder war doch Varus der „Gute“. Der die Ordnung im modernen Römerreich aufrecht erhalten sollte. Der die unzivilisierten Barbaren an den Grenzen des Reiches vernichten sollte, damit diese germanischen Terroristen die öffentliche Ordnung nicht mehr gefährdeten.

Ist Arminius im juristischen Sinn denn nicht ein Verräter und Fahnenflüchtiger?

Philosophische Frage nebenbei:
Und wer hat bestimmt, das „Weiß“ immer gut, und „Schwarz“ immer böse ist?
Weil die „Weißen“ (Europäer) besser sind als die „Schwarzen“ (z.B. Afrikaner) ?
Warum ist Licht besser als Schatten?
Wer entscheidet bei der Geschichtsschreibung ob etwas zum Guten war oder zum Schlechten.

Alle Figuren sehen gleich aus

Bewusst habe ich alle Figuren gleich gemacht. Es gibt keinen Turm, Springer oder Bauern. Denn im Krieg, in einer Uniform, werden aus  Individuen, gleichgeschaltet Soldaten. Der Einzelne zählt nichts mehr. Er ist nur noch Teil des Systems. Muss sich der Logik des Krieges unterordnen. Durch die Gleichschaltung ist der Einzelne nicht mehr zu erkennen und nicht mehr er selbst. Ob Varusschlacht, 30 jähriger Krieg, Verdun, Vietnam oder Stalingrad. Der einzelne Soldat zählt nichts mehr. Er ist nur noch Kanonenfutter. Und da stirbt der Offizier genau so seinen Tod, wie der Schütze.

Wer hat angefangen?

Hinterher will es keiner gewesen sein. Die dargestellte Spielsituation lässt nicht mehr erkennen wer den ersten Zug gemacht hat. Üblicherweise  fängt WEISS an. Aber wissen wir, ob es denn wirklich so war.

Auch in der Geschichte wird mancher Kriegsbeginn an bestimmten Ereignissen fest gemacht. Der Prager Fenstersturz, das Attentat von Sarajevo, der Überfall auf Polen. Aber oft fängt die Aggression, das „in Stellung bringen“ schon viel früher an. Beide oder alle Kriegsparteien warten nur darauf, dass sich endlich einer „bewegt“.  Wer dann der Aggressor war entscheidet dann meist nicht die Wirklichkeit der geschichtlichen Ereignisse, sondern der Sieger.

Warum sind alle Figuren aus „Hermännern“ gemacht?

Der „Hermann der Cherusker“ wurde von den „Lippern“ zu „unser Hermann“ gewandelt. Aus einem Krieger, wurde ein Kumpel aus der Nachbarschaft. Aus einem Machtsymbol, aus den Zeiten der Deutsch-Französischen Kriege, wurde ein Denkmal für Heimat, Zugehörigkeit und Kindheitserinnerungen.  Das Nationaldenkmal aus Kaiserzeiten ist heute durchweg positiv besetzt.

Gerade dieser Widerspruch macht es reizvoll, es für die Kunst zu nutzen. Wie mit den anderen Objekten auch, kann ich so die Spannung zwischen germanischem Kriegsfürsten, heutigem Mahnmal gegen Gewalt und Krieg und nettem Ausflugziel mit Heimatcharakter erzeugen.

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