Lippe – Land im Schatten des Hermann

1000 x Hermann

Eintausend Hermänner als stilisierter Schattenriss, standen auf einer Wiese im Auenpark an der Emma in Lügde. Während der LipperTage am  31.08.2014 konnte man diese Kunstinstallation dort bewundern. Jeder Hermann-Käufer wurde gebeten, mir ein Foto dieses Garten-Hermann zuzusenden. Die daraus entstandene Fotogalerie ist ein Kunst-Projekt. Sie soll zeigen, dass der Schatten des Hermann überall im Lipperland zu sehen ist.

In meinem Aufsatz Wie aus dem Krieber Arminius unser Hermann wurde habe ich schon beschrieben, wie die Lipper aus einem Kriegsdenkmal der Kaiserzeit, einen Kumpel und Schutzpatron des Lipperlandes kreiert haben.

In vielen Gesprächen mit  Lippern war mir aufgefallen, mit wie viel Zuneigung und positiver Intention die Menschen über ihren Hermann sprechen. Das ist schon verwunderlich wenn man bedenkt, dass es ein sehr martialisches Denkmal ist, das zu einer Zeit gebaut wurde, als Frankreich und Deutschland stark verfeindet waren. Von der nationalgesinnten Intention der Erbauer ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Die Menschen haben das Denkmal vollständig mit positiven und freundlichen Gedanken belegt. Wenn Besucher meine sehr stilisierten Garten-Hermänner sehen, erscheint zumeist ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Es stellt sich heute wie damals, als ich meinen Hermann entwickelte, die Frage: Was ist es, das die Menschen mit ihrem Hermann verbindet?

Warum ist dieses Kriegsdenkmal so positiv in den Gedanken der Menschen?

Es kann nicht Hermanns Aussehen sein. Es gibt viele sehr originalgetreue Nachbildungen, Figuren und Modelle. Oft in sehr guter  Qualität. Doch sagen viele Besucher: “… nee, der ist nicht schön“. Schauen wir uns Hermann einmal an, sieht man wirklich, dass er ein sehr böse und grimmig drein schauender Mensch ist. Auch ist es nicht sympathisch, dass er seinen Fuß auf einen toten Adler stellt. Ein stolzes Tier, das heute unter Naturschutz steht. Und auch ein drohend in den Himmel gerecktes Schwert ist nun keine freundliche Einladung. Trotzdem hat er es zum geliebten Symbol des Lipperlandes geschafft.

Ich glaube die Lipper lieben eher den Hermann, so wie sie ihn  oberhalb von Hiddesen auf der Bergkuppe stehen sehen. Den Hermann,  den man von fast jedem Ort des Landes entdecken kann. Es ist nur der Umriss, der Schatten den man aus der Ferne sieht. Doch ist er immer und zu jeder Zeit da. Etwas Beständiges. Wenn man aus dem Urlaub kommt, von der Arbeit oder einfach mal aus einer anderen Stadt. Der Blick geht immer hoch zur Grotenburg. Viele denken so etwas wie: „Da steht er wieder“. „Ja … er ist noch da.“ „… ich kann den Hermann sehen.“ Keine gewichtigen Sätze, doch Ausdruck dessen, das etwas mit den Menschen passiert.

Für einen Lipper schon so etwas wie ein Gefühlsausbruch.

Das Denkmal ist eine Konstante im Leben der Menschen. Etwas, das Kontinuität vermittelt. Aber es ist nicht das Denkmal von Nahem, wenn man vor ihm steht. Es ist mehr dieser indifferente Schatten, der dort oben thront und über uns wacht. Es gibt zu ihm keine Geschichten wie die von den Raben im Londoner Tower, die wenn Sie weg sind, den Untergang Londons verkünden. So etwas brauchten die Lipper nicht. Hermann steht da, stand da und wird auch immer dort stehen.

Besuch beim Hermannsdenkmal

Auch wenn Sie das Denkmal besuchen, sieht man je nach Wetter und Tageszeit zuerst nur den Schattenriss der Figur. Es gibt beim Weg zum Denkmal Gelegenheit für freundliche Gedanken wie: „… da ist er wieder, … schön mal wieder hier zu sein, … immer noch der Alte …“

Das grimmige Gesicht und der tote Adler ändern an diesen Gedanken dann nichts, wenn wir anschließend vor dem Denkmal stehen. Erstbesucher sehen ihn ja auch zuerst aus dieser Perspektive und vor allem von hinten. Was ihnen die Möglichkeit gibt, sich durch die imposante Größe und die gefälligen Proportionen beeindrucken zu lassen. Schauen sie Hermann später ins Gesicht, kommt höchstens ein: „Der guckt aber doch böse, oder!?“

Will man den Hermann, den die Lipper lieben, auf einen Punkt bringen, will man sein Wesen verdeutlichen, bleibt der Schatten eines Mannes, der ein Schwert in den Himmel reckt. Einen Eindruck, den man nur hat, wenn man ihn von Weitem betrachtet und nicht zu nah herangeht.

Diesen Ansatz und Gedanken habe ich bei der Umsetzung meines Hermanns berücksichtigt. Deswegen ist es „nur“ der Schatten, ohne grimmigen Blick, ohne Adler und ohne Schild.  Die Silhouette genügt, um den Menschen das zu vermitteln, was das Denkmal für Sie bedeutet: Heimatliebe, nach Hause kommen, Geborgenheit, Kontinuität und Gemeinschaftssinn. Der Hermann stellt das Land nicht im negativen Sinn „in den Schatten“. So dass es dort nicht gedeihen und blühen kann. Der Schatten bringt alle diese guten Gefühle zu den Menschen nach Hause. Nach einem langen Arbeitstag oder einer Urlaubsreise – erst einmal kontrollieren ob denn der Hermann noch richtig steht.

Das Kunst-Projekt

Daraus entstand das Projekt, dass die Menschen mir zurück schreiben und mir Bilder ihres Hermanns zusenden. Diese Bilder  können zeigen, wie jeder seinen Hermann ganz individuell dekoriert oder präsentiert. Aber auch was allen gemeinsam ist, diese besondere Verbundenheit mit ihrem Hermann.

Die Galerie wächst und wächst … machen Sie mit und senden mir ein Foto von Ihrem Hermann.

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